HHC - Gefährliche Stoffe in Vapes, Haschisch und Cannabis-Blüten
Seit einigen Monaten wird in verschiedenen europäischen Ländern Hexahydrocannabinol (HHC) als legale Alternative zu ∆9-THC-Produkten angeboten. Die Substanz ist aufgesprüht auf Blüten, eingearbeitet in Haschisch und Edibles oder als E-Liquids und Vapes erhältlich.
Bei HHC handelt es sich um ein THC-Derivat, das nur in Spuren in der Cannabis-Pflanze vorkommt. Es wird deshalb primär durch Hydrierung von THC (zum Beispiel aus Cannabisextrakten) gewonnen, kann aber auch vollsynthetisch hergestellt werden. Studien aus den frühen 1940er-Jahren deuten darauf hin, dass HHC etwa halb so potent wie ∆9-THC ist, ansonsten aber ähnliche Effekte aufweist. Gemäss Userberichten wird von einem ähnlichen Wirkspektrum wie bei ∆9-THC berichtet, in höheren Dosen soll die Substanz aber eine als unangenehm empfundene Wirkung entfalten. Zu Risiken und Nebenwirkungen von HHC ist nur wenig bekannt, über Langzeitfolgen des Konsums gibt es gar keine Daten.
HHC wird als halbsynthetisches Cannabinoid bezeichnet, da es, anders als Synthetische Cannabinoide, durch chemische Umsetzung von natürlichen Cannabinoiden gewonnen werden kann. Mit dieser Substanzklasse der halbsynthetischen Cannabinoide, zu welcher zum Beispiel auch ∆8-THC gehört, eröffnet sich, ähnlich wie bei den oben erwähnten synthetischen Cannabinoiden, ein weites Feld von potenziellen Nachfolgersubstanzen, alle jeweils mit unbekanntem Risikopotential.
HHC wird, wie auch bei synthetischen Cannabinoiden, auf CBD-Blüten aufgetragen oder e-Liquids und Vapes zugesetzt und so konsumiert. Anders als von vielen Shops suggeriert wird, sind bis jetzt keine Cannabis-Pflanzen bekannt, die natürlicherweise genügend HHC enthalten, um einen Rauscheffekt zu erzeugen.
Parallel dazu werben verschiedene Online-Shops mit dem als potenter beschriebenen HHC-O, das ähnlich stark wie ∆9-THC und somit stärker als HHC wirken soll. Diese Substanz birgt zusätzliche gesundheitliche Risiken, welche im Folgenden erläutert werden.
Nach verschiedenen medizinischen Notfällen und einigen Todesfällen im Zusammenhang mit THC-haltigen Vapes in den USA Ende 2019 / Anfang 2020 wurde im Rahmen einer Studie nachgewiesen, dass eine Substanz namens Vitamin E-Acetat dafür verantwortlich war. Bei Erhitzen derartiger Acetate entsteht die toxische Verbindung Keten, welche zu Atemproblemen und Lungenversagen führen kann.
Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass die gleiche Problematik auch im Fall von anderen Acetaten, wie ∆9-THC-O, ∆8-THC-O und HHC-O zu erwarten ist. Diese Substanzen zersetzen sich ebenso bei starker Erwärmung unter Bildung des erwähnten Ketens. Der Konsum dieser Produkte bedeutet also ein hohes gesundheitliches Risiko.
Neu im Zusammenhang mit HHC ist, dass auch Cannabis-Blüten, Haschisch und Edibles mit HHC-O und anderen Acetaten angeboten werden. Somit geht man beim Konsum dieser Produkte zusätzlich das oben erwähnte gesundheitliche Risiko ein.
Auch in der Schweiz tauchen zurzeit Produkte auf, welche HHC-O enthalten. Es ist zu bezweifeln, dass den Konsumenten*innen bekannt ist, welche Wirkstoffe und Mischungen in den konsumierten Produkten enthalten und welches deren Risiken sind. Generell tauchen aktuell immer wieder Vapes und e-Liquids auf, welche nebst oder anstatt den deklarierten Inhaltsstoffen andere pharmakologisch wirksame Substanzen (wie zum Beispiel Synthetische Cannabinoide in CBD-Vapes oder zusätzlich HHC-O in HHC-Vapes) enthalten.
Nebst dem möglicherweise in Kauf genommenen Risiko, dass man sich mit HHC-O oder anderen Acetaten für Produkte entscheidet, welche einem als potenter und "besser" verkauft werden als HHC selber, besteht das Risiko, dass Produkte entgegen der Deklaration trotzdem HHC-O oder andere Acetate enthalten.
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit dem Forensischen Institut Zürich (FOR) erstellt.
