Im Jahr 2023 analysierte das DIZ Zürich insgesamt 162 Ketamin-Proben (5.1 % aller Proben, n=3180). Die im DIZ und an den mobilen Drug-Checking-Einsätzen getesteten Ketamin-Proben besitzen grundsätzlich einen hohen Wirkstoffgehalt mit einer durchschnittlichen Reinheit von 94.2% (bei einem Range von 20.2% bis 100.0%). Bei nur fünf Proben wurde eine Reinheit von unter 80 % gemessen, jedoch detektierte das Labor einige Falschdeklarationen. Eine Probe enthielt ausschliesslich MDMA, in drei als Ketamin deklarierten Proben wurde Methamphetamin festgestellt, eine Probe enthielt Kokain, eine Probe enthielt Lisdexamfetamin, zwei Proben enthielten Amphetamin, eine als Ketamin deklarierte Probe enthielt das körpereigene Hormon 2-Phenylethylamin und vier Proben enthielten gar keine psychoaktiven Inhaltsstoffe. Die Analyse von Ketamin beinhaltet keine Chiralitäts-Bestimmung (R- oder S-Ketamin), da der analytische Aufwand pro Probe zu gross ist. Bei illegal erworbenem Ketamin kann jedoch von Racemat (ausgeglichenes Verhältnis von R- und S-Ketamin) ausgegangen werden.
Das DIZ Zürich analysierte im Jahr 2023 insgesamt 90 als 2C-B deklarierte Proben (2.8 % aller Proben, n=3180). Davon wurden 36 Pulverproben und 54 Proben in Pillen-Form abgegeben. Rückschlüsse über einen Trend müssen in Bezug auf die 2C-B Analysen relativiert werden, da innert kurzer Zeit sehr viele Proben als 2C-B abgegeben wurden, die sich als "Tusi" bzw. "Tucibi" oder "Pink Cocaine" herausgestellt haben und aufgrund der ähnlichen Namensgebung vermutlich eine falsche Deklaration angegeben wurde. Ein Blogbeitrag zu diesem Thema ist hier zu finden. Eine Auswertung der 2C-B Pulverproben ist aus diesem Grund im Jahr 2023 kaum möglich, da die Mehrheit der 2C-B-Pulverproben aus einem eingefärbten Gemisch aus diversen Substanzen besteht.
Ungeachtet dessen ist aufgrund der steigenden Anzahl an 2C-B-Proben im Jahr 2023 ein Trend festzustellen. Bei den als 2C-B deklarierten Pillen detektierte das Labor durchschnittlich 12.6 mg 2C-B, wobei der Wirkstoffgehalt mit einem Range von 4.0 mg bis 33.7 mg 2C-B extrem schwankend war. Ein Wirkstoffgehalt von 33.7 mg 2C-B bedeutet mehr als das Doppelte einer üblichen Dosis und kann beim Konsum schnell überfordernd wirken. Ausserdem ist auch ein zu tiefer Wirkstoffgehalt von 2C-B mit einem Risiko verbunden, da Konsumierende bei einem Ausbleiben der Wirkung möglicherweise zu hoch nachdosieren. In drei Pillen wurde statt 2C-B der Wirkstoff MDMA festgestellt, eine Pille enthielt die neue psychoaktive Substanz a-PHiP und zwei Proben enthielten eine sehr geringe Menge des Schmerzmittels Acetaminophen. Drei der Pillen beinhalteten Syntheseverunreinigungen und 2C-H, was auf eine unsaubere Synthese bzw. eine unsaubere Aufreinigung hindeutet.
Als weiterer Trend zeigt sich im Jahr 2023 die erhöhte Anzahl an Cathinon-Proben. Cathinone sind eine eigene Substanzgruppe innerhalb der Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) und zählen zu den Amphetaminen. Sie wirken hauptsächlich stimulierend und entaktogen (ähnlich wie MDMA). Als häufigste Vertreter dieser Substanzgruppe testete das DIZ Zürich im Jahr 2023 die Substanz 3-MMC (44 Proben, n=3180) und 4-MMC (auch bekannt als Mephedron, 36 Proben). Auffallend war, dass bei nur 12 3-MMC-Proben und 6 4-MMC-Proben keine unerwarteten Inhaltsstoffe oder eine Falschdeklaration festgestellt wurden. Dies bedeutet, dass etwa 75% dieser Proben Synthesenebenprodukte oder (zusätzlich) andere Inhaltstoffe als den erwarteten Wirkstoff enthielten. Darunter detektierte das Labor vorwiegend Falschdeklarationen wie zum Beispiel 3-CMC, 4-CMC, 2-MMC oder Dimethylpentylon. Diese Neuen Psychoaktiven Substanzen gehören ebenfalls zu den Cathinonen und haben gemäss Userberichten ein vergleichbares Wirkspektrum, sind jedoch neu auf dem Markt und grösstenteils unerforscht. Auch sind einige dieser Wirkstoffe in anderen europäischen Ländern noch legal und günstig erhältlich. Es wird vermutet, dass die aktuelle Nachfrage nach 3-MMC und 4-MMC genutzt wird, um gewinnbringend günstige und teilweise legal erhältliche Neue Psychoaktive Substanzen an Käufer*innen zu bringen. Die Substanzen 3-CMC und 4-CMC stehen in Verdacht, stark neurotoxisch zu sein.
Im Jahr 2023 analysierte das DIZ Zürich insgesamt 43 illegal erworbene Medikamente. Mit Abstand am häufigsten wurde das Benzodiazepin Alprazolam (Xanax®), mit insgesamt 13 Proben, analysiert. Andere Medikamente wurden nur vereinzelt abgegeben. Zusätzlich zu Alprazolam testete das DIZ Zürich drei Proben Bromazolam (ein neues, unerforschtes Benzodiazepin), drei Proben Diaphin (pharmazeutisch hergestelltes Heroin) und drei Proben Etizolam (ebenfalls ein neues, unerforschtes Benzodiazepin).
Wie bereits in den letzten Auswertungsjahren zeigen die Analyseresultate auch im Jahr 2023, dass illegal erworbene Medikamente grösstenteils andere Inhaltsstoffe enthalten als beim Kauf deklariert. Immerhin wurde in sechs der 13 abgegebenen Alprazolam-Proben ausschliesslich der von den Konsument*innen deklarierte Inhalt analysiert. In drei Proben konnte die strukturell ähnliche Neue Psychoaktive Substanz Flualprazolam festgestellt werden, in weiteren Proben analysierte das Labor Flumbromazolam, Bromazolam, Koffein oder gar keine psychoaktiven Inhaltsstoffe. Ungewöhnlich ist auch, dass der Kaufpreis der abgegebenen Alprazolam-Tabletten mit 1 CHF bis 20 CHF pro Stück angegeben wurde und somit stark variiert. Im Vergleich dazu ist die Qualität der im DIZ getesteten Alprazolam-Proben nicht vom Kaufpreis abhängig. Es wurden drei der 13 Proben über Onlinekanäle erworben und acht der Alprazolam-Proben deklarierten die Konsument*innen als Privatkauf.
Die drei analysierten, nicht verschriebenen und illegal erworbenen Diaphin-Tabletten enthielten in zwei Fällen tatsächlich den erwarteten Wirkstoff Heroin. Eine der Proben war eine gepresste Tablette mit reinem Kokain, was als ungewöhnlich bezeichnet werden kann.
Die drei ebenfalls privat erworbenen Etizolam-Proben enthielten nur in einem Fall den tatsächlichen Wirkstoff. In beiden anderen Proben analysierte das DIZ ein Gemisch aus Bromazolam und Amphetamin.
Die Drug-Checking-Besucher*innen im DIZ gaben im Jahr 2023 insgesamt 17 Heroinproben zur Analyse ab (0.5 % aller Proben, n=3180). Dies ist im Vergleich zur Gesamtprobenanzahl ein sehr tiefer Wert und führt dazu, dass sich aus den Ergebnissen der Drug-Checking-Resultate nur schwer Trends des Heroinmarktes ableiten lassen. Der Wirkstoffgehalt in den im Jahr 2023 abgegebenen Heroinproben liegt bei 50.8 % Heroin und reicht von 20.3 % bis zu 66.1 %. In den getesteten Proben wurden 2023 ausschliesslich für Heroin typische Inhaltsstoffe wie Acetaminophen, 6-Acetylcodein, Koffein, 6-Monoacetylmorphin und Syntheseverunreinigungen detektiert. Eine als Heroin abgegebene, online gekaufte Probe enthielt ausschliesslich Heroin, ohne andere Wirkstoffe.
Die hier veröffentlichten Ergebnisse sind nicht repräsentativ für den Substanzmarkt der Stadt Zürich.